Abgeschickt von ~Clemens am 21 Mai, 2004 um 13:36:33:
Antwort auf: Re: von Hacke am 21 Mai, 2004 um 09:54:35:
: : : schau doch mal im boxer-forum.de , die haben da eine gespannecke!
: : Hi,
: : es gibt zwar Boxer Gespanne aus den 70ern, die sind aber nicht original BMW. Sowas gab es zuletzt Ende der 60er (R60/2). Spar man schon los, die Dinger werden im Originalzustand verdammt hoch gehandelt.
: : MFG
: : lupo
: Hi Lupo,
: genau so eins könnte ich kaufen. Nur kenne ich mich mit den Probs dieser Maschinen nicht aus. Also auf was es ankommt, worauf muß besonders geachtet werden, etc.
: Gruß Hacke
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Hallo Hacke,
wenn Du Spaß dran hast und das angebotene Ding in einem manierlichen Zustand ist, dann kauf es!
Ist 'ne Geldanlage!
Ich habe keine speziellen Kenntnisse über die Vollschwingenmodelle, aber einige Kilometerchen
mit einem R100GS/Sauer Greif II -Gespann.
Grundsätzlich bekommt man am Gespann ALLES kaputt, wenn man nur herzlos genug damit umgeht.
Wenn sich beim Solomotorrad die Lenkung etwas pampig anfühlt, guckst Du nach Reifendruck,
Lenkkopflager und Speichenspannung. Beim Gespann guckst Du immer zuerst nach 'nem Rahmenbruch!
Auch die Belastung für Motor und den gesamten Antriebsstrang sind - verglichen mit dem Solomotorrad -
enorm. Während eine R100GS solo eigentlich ganz manierlich motorisiert ist, macht der Seitenwagen
das Ding zum Mopped. Wenn man damit etwa von Süden her das Stilfser Joch hinauftobt, nutzt man
ausschließlich den Drehzahlbereich zwischen 5000 U/min und 'Nippon Denso', mit gelegentlichen
Überdrehern und den entsprechenden Schleifspuren an den Stößelstangen. Kein Mensch mißhandelt
'auf Strecke' seine Solokuh auf diese Weise, wenn er damit wieder nach Hause kommen möchte.
Ich würde zunächst die Rahmengeometrie sorgfältig prüfen und nach alten Brüchen/Schweißungen suchen.
Besonders häufig kommen Brüche am rechten Unterzug in der Nähe des vorderen, oberen Seitenwagenanschlusses
vor. Die Gegend um den Lenkkopf würde ich mir auch sehr genau anschauen.
Die Spur mit einer geraden Holzlatte prüfen, die Du etwas unterbaust, damit sie in einer gewissen Höhe an den
Reifenflanken anliegt. Wenn's paßt, Rangierwagenheber unter die Ölwanne und hochbocken, sodaß das Vorderrad
etwas vom Boden wegkommt. Dann soll der Verkäufer mit blockierter Vorderbremse die Lenkung hin und her
bewegen, während Du mit einer Reißnadel an der Reifenunterseite den Durchstichpunkt der Lenkachse suchst.
Das ist der Punkt, an dem sich die Reißnadel nicht bewegt. Er läßt sich auf diese Weise sehr genau ermitteln.
Wenn Gabel und Vorderradschwinge in Ordnung sind, dann liegt dieser Punkt genau in der Reifenmitte.
Es ist normal, wenn der Vorderreifen rechts stärker abgenutzt ist als links. Wenn der Verschleiß jedoch sehr
asymmetrisch ist, dann deutet das entweder auf einen rabiaten Fahrstil oder auf eine schlechte geometrische
Einstellung. Wenn's vorne rechts unter der Bootsnase arg zerschrappelt ist, dann hängt's wohl eher am Fahrstil!
Die Einstellung prüfst Du auf einer Probefahrt. Die Geometrie paßt, wenn das Ganze bei geöffnetem Lenkungsdämpfer
freihändig bei Tempo 60 - 70km/h ohne Geschlabber ungefähr geradeausrollt. (Die Bremswirkung des Motors erzeugt
natürlich ein Lenkmoment nach links.) Falls das Gespann diese Prüfung nicht bestehen sollte, der Rest aber bislang
gut war, würde ich mir trotzdem nicht allzuviele Sorgen machen. Erstens sind die wenigsten Gespanne wirklich
optimal eingestellt, zweitens bedeutet eine optimale Einstellung für jeden Fahrer etwas anderes und drittens kann
es durchaus sein, daß die vorhandene Einstellung für den jetzigen Besitzer wirklich gut paßt, für Dich aber nicht,
wenn sich Dein Körpergewicht von dem des Verkäufers wesentlich unterscheidet.
Gute Tips zu den Schwingenmodellen im Gespannbetrieb gab's in H.J.Mais '1000 Tricks für schnelle BMWs'.
Falls Frankfurt von Dir aus nicht aus der Welt liegt, dann stell das Ding doch mal Uli Seiwert, Gutleutstr.144 Hinterhof,
vor. Der ist erstens ein netter Kerl, kennt sich zweitens bestens aus und hat drittens so ziemlich alle Teile,
die Du jemals brauchen wirst.
Gruß,
Clemens